Im März 1918 spitzte sich nach den Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk die Kaukasusfrage zwischen dem Deutschen Kaiserreich und den Bolschewiken besonders zu und brachte die Verbündete des Weltkriegs Deutschland und das Osmanisches Reich zum Rande der Auseinandersetzung.

Zuerst unterstützte die Oberste Heeresleitung und der Kommandant der Ostoperationen Ludendorff unter dem Einfluss seines Generals im Osmanischen Reich von Seeckt das Eintreten direkter türkischer Macht im Kaukasus und auf der Baku-Batumi Ölleitung. Gegen diese Idee war das Auswärtige Amt des Kaiserreichs unter der Leitung von Kühlmann. Er war der Meinung, dass der türkische Einfluss auf den christlichen Teil des Kaukasus eine direkte Gefahr für Deutschland darstellte, weil die Region den Engländern zufallen könnte. Auch würde die Vernichtung der Armenier seitens der Jungtürken weitergehen, wofür die Welt die Verantwortung auf das deutsche Kaiserreich legen würde.

Im April änderte Ludendorff seine Einstellung, wobei die Anwesenheit deutscher Siedler im Kaukasus eine Rolle spielte. Ludendorff erwartete vom Kaukasus dreierlei:

    Rohstoffe für den Krieg (Öl aus Baku und Mangan aus Tschiatura);
    Den Aufbau des georgischen Heeres, das bei Bedarf für Deutschland kämpfen und vor Ort für die Ordnung sorgen müsste;
    Geographische Schanze für die zukünftigen Kriege gegen die Engländer in Turkestan und Indien.

Demzufolge dachte Ludendorff Ende April, dass die Osmanen nicht den ganzen Kaukasus bekommen mussten als Entschädigung der verlorenen arabischen Territorien im Nahen Osten, sondern nur das in den Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk vorgesehene Land bis zum Fluss Tschorokhi. Batumi musste im Bestand von Georgien bleiben, das unter dem Protektorat der Deutschen war. Die Deutschen wollten Georgien in ihrem Einflussbereich behalten. Das lag sowohl an der strategischen Lage, als auch an mehrjähriger Arbeit, die das georgische Komitee im Zuge des 1. Weltkriegs durchführte und die Georgien in den politischen und Militärkreisen Deutschlands bekannt machten.

Anfang Mai entsandte Deutschland seinen Vertreter zu den Verhandlungen zwischen den Kaukasiern und den Türken nach Batumi – den General aus Bayern Otto von Lossow, der für seine pro-türkische Einstellung bekannt war. Das Verhalten der Türken, die versuchten, allein mit den Kaukasiern zu bleiben und sie in die ausweglose Lage zu versetzen, den deutschen Entsandten zu blockieren, seine Telegraph- und andere Arten der Kommunikation zu hindern, hatte die abrupte Veränderung der Einstellung von Lossow zu Folge. Lossow unterstützte die direkte Durchführung deutscher Interessen im Kaukasus ohne die Einmischung der Türken. Mit seiner und Akaki Tschkhenkelis Ermutigung konnte am 26. Mai 1918 die Demokratische Republik Georgiens gegründet werden und in Berlin entstand die Idee der Entsendung einer Expedition nach Kaukasus.

Die Militärführung und das Auswärtige Amt des Kaiserreichs waren sich über die Entsendung der Militärmission nach Kaukasus nicht einig. Das Auswärtige Amt und insbesondere der Außenminister von Kühlmann hatten das Motiv, dass die Streitkräfte nicht in die Orte geschickt werden sollten, wo Deutschland nach dem Krieg seine Positionen nicht hätte behalten können. Er beschuldigte deutsche Militärs im sogenannten Napoleonismus. Desto trotz konnten sich Ludendorff und die Militärführung durchsetzen, worin die Batumi Konferenz, die Änderung der Position von Lossows und die Idee der Erklärung Georgiens zum deutschen Protektorat eine Rolle spielten. Die Entsendung der Mission war beschlossen, in der Erklärung des Auswärtigen Amts stand geschrieben, dass die Mission offiziell mit der Unterstützung bei dem Training der schwachen Streitkräfte des Kaukasus beauftragt war.

Am 8. Juni 1918 kam der erste Teil der Mission in Poti mit der Führung des Kapitäns Edward Jenö von Egan-Krieger an. Der Leiter der Expedition, der Bayerische General-Mayor Friedrich Kress von Kressenstein reiste am 23. Juni zusammen mit seinem Stab in Tiflis an. Der Sekretär seiner Delegation war der den Georgiern wohl bekannte Friedrich von der Schulenburg, der zuvor zu Zeiten des Russischen Zarenreichs als Konsul des Kaiserreichs in Tiflis tätig war und im 1. Weltkrieg der Oberst einer Georgischen Legion im Osmanischen Reich war. Teil der Expedition war auch Professor Ernst Zugmayer, der sich zuvor in der afghanischen Expedition Deutschlands bekannt machte. Von der georgischen Seite wurde in den Beziehungen mit der Mission von den Sozial-Demokraten das Mitglied der National-Demokratischen Partei Data Watschnadze beauftragt. Der in Deutschland ausgebildete Dr. Wladimer Achmeteli wurde nach Deutschland als georgischer Entsandter ernannt, Alexandre Gozalischwili zu seinem Sekretär und Giorgi Kereselidze zum Marineattaché. In den fast 3 Jahren der Unabhängigkeit georgischer Republik war Wladimer Achmeteli ständiger Vertreter Georgiens in Deutschland.

Die kaukasische Expedition Deutschlands, die bis Januar 1919 andauerte, spielte eine positive Rolle in der Stabilisierung des Landes. Die Expedition bestand fast ausschließlich aus bayerischen Streitkräften und betrug im September die höchste Anzahl von 19 000 Mann. Im Süden Georgiens, in Abchasien und manchmal gegen die verbündeten Osmanen haben die Deutschen und die Georgier zusammen gekämpft. Darüber, dass die Beziehungen zwischen den beiden Seiten gut verliefen, schrieben sowohl der Regierungschef Georgiens Noe Schordania, als auch der Leiter der deutschen Vertretung von Kress. Der letztere hinterließ einen einwandfreien Ruf in Georgien zurück, so dass nachdem die diplomatischen Beziehungen hergestellt waren, Georgien ihn als einen deutschen Botschafter in Georgien haben wollte. Andererseits stellt sich die Frage, in wie fern die Expedition ihre Funktionen vom politischen Standpunkt erfüllt hat. Es konnten in Georgien keine starken Streitkräfte in Kürze geschaffen werden. Die Erwartung Deutschlands vom Kaukasus war von Anfang an übertrieben und weil Baku 1918 von einer Hand in die andere geriet, konnte Deutschland keinen großen Gewinn machen. Wegen der Kriegsniederlage konnte der Kaukasus auch nicht als Sprungbrett im Krieg gegen Großbritannien werden. Für Georgien und teilweise für Armenien wiederum war die Mission eindeutig wichtig in der Verteidigung gegen die Osmanen und der Stabilisierung der Lage. Auch bedeutete die Entsendung dieser Mission eine de facto Anerkennung Georgiens durch Deutschland. Gemäß der heimlichen Vereinbarung, die Deutschland mit dem Großwesir Talaat Pascha am 23. September abschloss, hat Deutschland den Einfluss über die Baku-Batumi Ölpipeline erhalten und Georgien gelangte unter die Obhut Deutschland, anerkannt auch durch die Osmanen. Es kam nur nicht zur juristischen Anerkennung wegen der Niederlage Deutschlands im 1. Weltkrieg.

Nach dem Auszug der kaukasischen Expedition des Kaiserreichs wurden die Beziehungen selbstverständlich schwächer. In dieser neuen Situation wurden diejenigen Mitarbeiter des Auswärtigen Amts mit der Sammlung der Information beauftragt, die in den Fragen des Kaukasus über Kompetenzen (Schulenburg, Nadolny, Wesendonk) verfügten. Sie informierten sich durch Besuche, über die Deutschen im Südkaukasus, über die reisenden Geschäftsleute, von der Agentur u. a. 1919 war eine große Aufregung wegen der Heimkehr der Vertreter der deutschen Expedition, da sie bis Juni auf der Insel Prinkipo durch die Briten festgehalten wurden. Das Auswärtige Amt der Weimarer Republik war der Ansicht, dass die Kosten des Aufenthalts der deutschen Expedition sowie wiederholte materielle Hilfe Georgien nun zurück als Hilfe zahlen müsste, weil Deutschland selber in Not war. Das verneinte der georgische Vertreter Wladimer Achmeteli und begründete die Ablehnung mit der schwierigen wirtschaftlichen Lage in Georgien.

Es ist erwähnenswert, dass Deutschland selbst in der äußerst schwierigen sozialen Lage in der Nachkriegszeit niemals die Idee der wirtschaftlichen und politischen Erweiterung im Kaukasus aufgegeben hat. Es herrschte die Meinung, dass Georgien zu den wenigen Ländern zählte, wo die Deutschen eine gute Grundlage und guten Ruf für die künftige wirtschaftliche bzw. politische Tätigkeit hatten. Darauf bezog sich Wladimer Achmeteli, wenn er versuchte, die juristische Anerkennung Georgiens seitens Deutschlands zu erreichen.

Von der großen Bedeutung der Eröffnung der deutschen Mission sprach der in Georgien lebende bekannte deutscher Publizist Artur Leist in den Briefen an das Auswärtige Amt in 1920, in denen er über die Lage in Georgien genau berichtete. Im Sommer reifte die Idee der Eröffnung einer deutschen Mission in Georgien. Im August kam der Diplomat, Orientalist, Byzantinist und Kaukasuskenner Ernst von Druffel als Vertreter Deutschlands nach Tiflis. Während seiner Tätigkeit, am 24. 09. 1920 erkannte Deutschland die Unabhängigkeit Georgiens an. Bald wurde die Kandidatur des Botschafters ausgesucht und der Sozial-Demokrat Ulrich Rauscher trat im Dezember sein Amt an. Er arbeitete neben der georgischen Regierung vor ihrer Evakuierung im März 1921. Nach der bolschewistischen Annexion blieb Rauscher im Lande und setzte seine Tätigkeit noch ein Jahr im sowjetischen Georgien fort, bis er 1922 wieder zurückberufen wurde.


Giorgi Astamadze
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