22800#Habakuk,1,1#1. DER Ausspruch, den Habakkuk, der Gottbegeistete, schaute:
22801#Habakuk,1,2#2. «Wie lange schrei ich auf, o Ewiger / und hörst du's nicht / ruf zu dir: ,Raub!' / und hilfst du nicht!» /
22802#Habakuk,1,3#3. «Was läßt du mich das Unrecht sehn / die Unbill schaun / sind Plünderung und Raub vor mir / gibts Streit, und hebt sich Hader! /
22803#Habakuk,1,4#4. Darum bleibt aus die Weisung / kommt siegend nicht das Recht hervor / denn es umgeht der Frevler den Gerechten / drum geht der Rechtsspruch krumm aus.»
22804#Habakuk,1,5#5. «Blickt bei den Völkern um und schaut / steht starr und staunt: / Denn Werk wirkt er in euren Tagen / ihr glaubts nicht, würde es erzählt. /
22805#Habakuk,1,6#6. Denn sieh, ich laß erstehn die Kasder / das Volk, herb, hurtig / das wandert nach der Erde Weiten / Wohnstätten einzunehmen, die nicht sein. /
22806#Habakuk,1,7#7. Erschreckend ists und furchtbar / von ihm aus geht sein Richten, seine Furcht. /
22807#Habakuk,1,8#8. Und schneller als die Panther seine Rosse / und rascher als die Steppenwölfe / es rennen seine Reiter / von fernher kommen seine Reiter / sie fliegen, wie der Adler stürmt zum Fraß. /
22808#Habakuk,1,9#9. Kommt alles her zum Raub / das Blicken ihrer Angesichter: Vorwärts! / Gefangne sammelt es wie Sand. /
22809#Habakuk,1,10#10. So ists: / Die Könige verhöhnt es / und Fürsten sind ihm Spott! / So: Jeder Veste lacht es / häuft Erde auf und nimmt sie ein. -
22810#Habakuk,1,11#11. Dann braust ein Sturm vorbei, vorüber. / Verdammt ist seinem Gott, was Kraft ihm war. /
22811#Habakuk,1,12#12. Bist du von Urzeit nicht, o Ewiger / mein Gott, mir heilig? / Wir sterben nicht! / Du, Ewiger, bestelltest es zum Richten / hast, Fels, gegründet es zur Züchtigung. /
22812#Habakuk,1,13#13. Du, reinen Augs, daß du nicht Böses ansiehst / zu schaun auf Unbill nicht vermagst / wie siehst du die Verräter an / schweigst, wenn den Rechtlichen der Bösewicht verdirbt /
22813#Habakuk,1,14#14. und machst den Menschen wie des Meeres Fische / wie das Gewürm, das keinen Herrscher hat? /
22814#Habakuk,1,15#15. Ganz holt er es herauf am Haken / ziehts ein in seinem Netz / und bringt es ein in seinem Garn. / Drum freut er sich und jubelt /
22815#Habakuk,1,16#16. drum opfert seinem Netz er / und räuchert seinem Garn. / Durch sie ist ja sein Anteil fett / und seine Speise üppig. /
22816#Habakuk,1,17#17. Soll er sein Netz drum leeren / beständig würgen Völker ohn Erbarmen?
22817#Habakuk,2,1#1. Auf meine Wache tret ich / steh hin zur Warte. / Will spähn, zu sehen, was er in mir redet / ich mir erwidere auf meine Mahnung. /
22818#Habakuk,2,2#2. Da erwiderte mir der Ewige und sprach: ,Schreib nieder die Schau / grabs ein auf die Tafeln / daß es der Leser überlaufe. /
22819#Habakuk,2,3#3. Denn noch gibts Schau für die bestimmte Frist / weht her das Ende, trüget nicht. / Wenn sichs verweilt, so harre sein / denn kommen wird es, bleibt nicht aus.'
22820#Habakuk,2,4#4. Sieh, die Vermessenheit! / Nicht redlich war in ihm die Seele / gerecht, daß er durch seine Treue lebte! /
22821#Habakuk,2,5#5. Und gar beim Wein! / Verräterisch / Mann, hochmütig und ungut / der weitete Scheol gleich seine Gier / der wie der Tod war, unersättlich / der zu sich raffte alle Völker / und zu sich häufte alle Nationen. /
22822#Habakuk,2,6#6. Die alle, stimmen sie nicht Gleichnis an auf ihn / und Spottlied, Rätsel von ihm? / Da spricht man: / ,Weh, der da häuft / doch nicht für sich / - bis wann denn? / 7. Und Pfandgut bei sich aufschatzt!' /
22823#Habakuk,2,7#Wie? Fahren deine Beißer plötzlich nicht empor / erwachen deine Rüttler nicht? / Dann wirst du ihnen Beute! /
22824#Habakuk,2,8#8. Denn du hast viele Völker ausgeplündert / - nun plündert dich der Völker Rest / für Menschenblut / für Raub am Land / der Stadt und allen Wohnern.
22825#Habakuk,2,9#9. Weh, der da brechen will des Unheils Bruch / an seinem Haus / aufbauend in der Höh sein Nest / der Hand des Unheils zu entgehn! /
22826#Habakuk,2,10#10. Beschämung hast du deinem Haus erplant / von vieler Völker Enden / versündigend dich selbst! /
22827#Habakuk,2,11#11. Denn aus der Mauer schreit der Stein / der Sparren aus dem Holz erwidert ihm! /
22828#Habakuk,2,12#12. Weh, der die Stadt mit Blut baut / die Burg erstellt mit Unrecht! /
22829#Habakuk,2,13#13. Ists so nicht von dem Ewigen der Scharen: / Daß sich die Völker mühn fürs Feuer / leerhin sich Nationen placken? /
22830#Habakuk,2,14#14. Denn voll wird sein die Erde / der Kenntnis von des Ewgen Herrlichkeit / so wie das Meer die Wasser überdecken.
22831#Habakuk,2,15#15. Weh, der da seinen Nächsten tränkt / beimischend deinen Geifer / bis zur Berauschung / zu schaun auf ihre Blöße. /
22832#Habakuk,2,16#16. Hast satt der Schmach vor Ehre: / Trink du auch und taumle! / An dich auch kreist der Becher aus der Ewgen Rechten / Schmach, schmählich, über deine Pracht! /
22833#Habakuk,2,17#17. Der Raub am Libanon baut dir die Decke / die Plünderung der Tiere, die da schweifen / vom Menschenblut, dem Raub am Land / der Stadt und allen ihren Wohnern!
22834#Habakuk,2,18#18. Was nützt das Schnitzbild / daß es sein Bildner schnitzte / das Gußbild und der Lüge Weiser / daß drauf des Bildes Bildner traut / verfertigt stumme Götzen? /
22835#Habakuk,2,19#19. Weh, der zum Holz spricht: ,Wache auf!' / ,Reg dich!' zum starren Stein! / Das, das soll weisen? / Sieh, festgehalten ists in Gold und Silber / doch Odem ist in ihm nicht.
22836#Habakuk,2,20#20. Jedoch der Ewige in seinem heilgen Tempel / still vor ihm alle Welt!»
22837#Habakuk,3,1#1. Gebet Habakkuks, des Gottbegeisteten, auf Schigjonot: /
22838#Habakuk,3,2#2. «O Ewiger, ich hörte deine Kunde / erschauernd, Ewiger, dein Wirken. / In nahen Jahren gib ihm Leben / in nahen Jahren tust du's kund / im Schrecken denkst du des Erbarmens. /
22839#Habakuk,3,3#3. Gott kommt von Teman her / der Heilige vom Berge Paran. - Sela! / Es deckt die Himmel seine Pracht / voll seines Glanzes ist die Erde. /
22840#Habakuk,3,4#4. Ein Schein, wie Leuchten wirds / mit Strahlen ihm zur Seite / dort die Verhüllung seiner Macht. /
22841#Habakuk,3,5#5. Vor ihm her gehet Pest / und Reschefdämon folget seinen Füßen. /
22842#Habakuk,3,6#6. Er hält und macht die Erde wanken / blickt hin und läßt die Völker beben. / Es splittern Urgebirge / es sinken ein die Höhn der Ewigkeit. / Das ist sein Urzeitwandeln. /
22843#Habakuk,3,7#7. Im Unheil seh ich Kuschans Zelte / es zittern die Behänge Midjanlands. /
22844#Habakuk,3,8#8. Entbrannte über Ströme, Ewiger / die Ströme dein Zorn / das Meer dein Grimm? / Daß du's befährst auf deinen Rossen / auf deinen Wagen im Sieg? /
22845#Habakuk,3,9#9. Frei fährt heran dein Bogen / dem Wort verschworne Pfeile. - Sela. Du spaltest Ströme aus der Erde /
22846#Habakuk,3,10#10. dich sahen Berge, und sie kreißten / ein Schwall von Wasser strömte / die Flut gab ihren Schall / da hoch er seine Hände hob. /
22847#Habakuk,3,11#11. Die Sonne hielt, der Mond in ihrer Hausung / als Leuchte zogen deine Pfeile / zum Lichtschein deiner Lanze Blitz. /
22848#Habakuk,3,12#12. Im Groll beschrittest du das Land / im Zorn zerstampftest du die Völker; /
22849#Habakuk,3,13#13. zogst aus zu deines Volkes Hilfe / zu Hilfe deinem Gesalbten. / Zerschlugst das Haupt vom Frevlerhaus / bloß legtest du vom Grund zum Hals. - Sela.
22850#Habakuk,3,14#14. Durchschlugst mit seinen Pfeilen ihm das Haupt / auf seinem Freiland. / Sie stürmten, mich zu sprengen / in ihrem Jubel, wie wenns wär / den Armen im Geheimen zu verschlingen. /
22851#Habakuk,3,15#15. Du stampftest ein aufs Meer mit deinen Rossen / gleich Lehm auf viele Wasser.
22852#Habakuk,3,16#16. Ich hörte was - es bebt mein Leib / beim Schalle gellten meine Lippen / ein Morschen dringt mir ins Gebein / in meinem Grund erzittre ich / daß ich da müßig bin am Tag der Not / da Volk heraufzieht, das er schart. /
22853#Habakuk,3,17#17. Da doch der Feigenbaum nicht blüht / und kein Ertrag ist an den Reben / versagt die Frucht des Ölbaums / die Weingelände keine Nahrung schaffen / entrafft der Hürde ist das Schaf / kein Rind mehr in den Ställen.
22854#Habakuk,3,18#18. Doch ich, ich will im Ewigen frohlocken / will jubeln in dem Gotte meines Heils. /
22855#Habakuk,3,19#19. Der Herr, Gott, ist mir Stärke / er macht so wie der Hinden meine Füße / er läßt mich treten auf von mir Erschlagne. Dem Begleitspieler auf meinem Schiggajonspiel.»